A.IV.49 Die vier Verkehrtheiten - 9. Vipallāsa Sutta

Vier Verkehrtheiten gibt es, ihr Mönche, in der Wahrnehmung, den Gedanken und den Ansichten. Welche vier?

  • Vergängliches für unvergänglich halten: das, ihr Mönche, ist eine Verkehrtheit in der Wahrnehmung, den Gedanken und den Ansichten.
  • Leiden für Glück halten: das, ihr Mönche, ist eine Verkehrtheit in der Wahrnehmung, den Gedanken und den Ansichten.
  • Was ichlos ist, für ein Ich halten: das, ihr Mönche, ist eine Verkehrtheit in der Wahrnehmung, den Gedanken und den Ansichten.
  • Was unattraktiv ist, für attraktiv halten: das, ihr Mönche, ist eine Verkehrtheit in der Wahrnehmung, in Gedanken und in Ansichten.

Vier richtige Betrachtungsweisen (na-vipallāsā, wtl: Nicht-Verkehrtheiten) gibt es, ihr Mönche, in der Wahrnehmung, in Gedanken und in Ansichten. Welche vier?

  • Vergängliches für vergänglich halten: das, ihr Mönche, ist eine richtige Betrachtungsweise in der Wahrnehmung, den Gedanken und den Ansichten.
  • Leiden für Leiden halten: das, ihr Mönche, ist eine richtige Betrachtungsweise in der Wahrnehmung, den Gedanken und den Ansichten.
  • Ichloses für ichlos halten: das, ihr Mönche, ist eine richtige Betrachtungsweise in der Wahrnehmung, den Gedanken und den Ansichten.
  • Unattraktives für unattraktiv halten: das, ihr Mönche, ist eine richtige Betrachtungsweise in der Wahrnehmung, den Gedanken und den Ansichten.
»Flüchtiges für dauernd halten,
für ein Glück, was leidvoll ist;
Ichloses als Ich vermeinend
und was widerlich als schön. -

In die Bande falscher Ansicht
sind die Wesen so geschlagen;
Sinnentäuschung auch befängt sie,
und verworren ist ihr Denken.
 
Māras Fesselwerk umfängt sie,
fern sind sie der Fessellösung;
und so wandern diese Wesen
in der Daseinsrunde Kreislauf
ständig durch Geburt und Sterben.

Doch wenn in der Welt erscheinen
Buddhas, die das Licht uns bringen,
dann verkünden sie die Lehre,
die zur Leidensstillung führt.

Und die Weisen, sie vernehmend,
werden nachdenklichen Herzens:
Flüchtiges sehen sie als flüchtig,
Leidiges als leidvoll an;
sehen als Nicht-Ich, was kein Ich birgt,
und was widerlich als solches.
Derart rechte Ansicht hegend,
werden sie dem Leid entgehen.«

(*1) saññā-vipallāsa, citta-v., ditthi-vi. Außer einer Wiederholung unseres Textes mit kurzem Zusatz im Patisambhidā-Magga (Band II: vipallāsa-kathā) ist dies wohl die einzige Stelle im Kanon, in der diese vier 'Verkehrtheiten' oder 'Illusionen' vorkommen. In der exegetischen Literatur, einschließlich dem frühen Nettippakarana werden sie häufiger behandelt (s. Heilsweg 108, VisM XIV, XXII).

Das dreifache Vorkommen dieser vier 'Verkehrtheiten' wurde vom ehrw. Vajiranāna Mahā-Nāyakathera, eine der bedeutendsten zeitgenössischen Mönchsgestalten Ceylons (gest. 1955), wie folgt illustriert:

  • »Ein Mann sieht, daß sich etwas in einem Gebüsch bewegt, und glaubt, daß dies ein böser Geist sei; dies ist verkehrte (oder illusorische) Wahrnehmung (saññā-vipallāsa).
  • Der Geisteszustand der in ihm dabei aufsteigenden Furcht ist verkehrtes Denken (oder Bewußtsein; citta-v.).
  • Er veranstaltet eine Beschwörungszeremonie, um jenen bösen Geist zu bannen; dies ist Verkehrtheit in Ansichten (ditthi-v.).«

Bei jeder dieser drei Vorkommensarten können die vier verkehrten Betrachtungsweisen entstehen, die Vergängliches für ewig halten usw.

 

 

siehe auch: http://www.palikanon.com/angutt/a04_041-050.html#a_iv49

bzw. englische Uebersetzungen:

http://www.accesstoinsight.org/tipitaka/an/an04/an04.049.than.html

http://www.accesstoinsight.org/tipitaka/an/an04/an04.049.olen.html